Arztbesuche im Krankenhaus sind eher nicht so mein Ding. Vor allem, wenn es das erste Mal in einem neuen Quartal ist. Da muss der Patient immer den kompletten Anmeldeprozess durchlaufen. Das dauert in der Regel immer eine halbe Stunde und macht ungefähr so viel Spaß, wie eine Zahnreinigung. Auch diesmal waren wieder alle Zeichen auf Kacke. Nachdem ich die Nummer gezogen hatte, informierte mich das freundliche LCD-Display, dass nur 19 Patienten vor mir dran wären. Priml – um es mit dem schönen Wort vom Kluftinger zu sagen.
Ich sitze das also ziemlich genervt und warte nutzlos vor mich hin, da plimmt es, und eine etwa 85-jährige Dame macht sich auf den beschwerlichen Weg zu dem Schalter direkt vor mir. Eine sehr gepflegte Dame, die zwar etwas wackelig auf den Beinen, aber sonst noch gut in Form war. Leider konnte man das von ihrem Gehör nicht mehr sagen. So kam es, das nicht nur ich, sondern vermutlich auch alle anderen im Wartezimmer relativ genau hören konnten, was die nette Dame so für Fragen beantworten musste. Es war so das übliche Geplänkel: Warum sind sie hier? Haben Sie ihre Krankenkassenkarte? Die ältere Dame beantwortet geduldig alle Fragen, natürlich auch etwas lauter als die anderen, wegen dem schlechten Gehör. So weit, so normal – bis zu der Frage: Sind sie verheiratet?
Da antwortet die nette Oma: „Nein.“. Scheinbar war die Aufnehmerin überrascht. Da erklärt die Oma, dass es sich in den Jahren einfach nicht ergeben hätte. Bis jetzt hat sie leider noch nicht den richtigen getroffen. Sie müsse sich aber keine Sorgen machen. Bis jetzt wäre sie gut allein zurechtgekommen. Aber ja, sie hätte schon gern einen Partner. Und dann dreht sich die Oma um, guckt in die Runde sagt noch lauter: Hat jemand hier zufällig Interesse? Kurze Stille. Dann lachen so drei bis fünf Menschen laut auf. Die Dame dreht sich cool wieder um und sagt: Tja, dann bleibt der Notfallkontakt wohl weiterhin meine Nachbarin.
Manchmal machen sogar Arztbesuche im Krankenhaus Spaß.
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